Östrogendominanz

Was ist eine Östrogendominanz?

 

Von Östrogendominanz spricht man immer dann, wenn das Verhältnis von Östrogen und Progesteron nicht mehr stimmt. So kann es zum Beispiel sein, dass der Östrogenspiegel erhöht ist und der Progesteronwert im Normbereicht oder sogar erniedrigt vorliegt. Es geht also immer um das Verhältnis der beiden Hormone zueinander.

Diesen Zusammenhang der Hormonspiegel entdeckte der amerikanische Arzt Dr. John Lee, der in den 1990er Jahren ein Buch dazu veröffentlichte und das Thema so in den Fokus der Öffentlichkeit rückte. In Deutschland ist die Östrogendominanz, auch unter den Frauenärzten, allerdings noch nicht so bekannt.

 

Die natürliche Östrogendominanz

 

Im Leben einer Frau kann es ganz natürlich in den hormonellen Übergangszeiten zu einer Verschiebung der Hormone kommen. Das passiert vor allem in der Pubertät, einer Schwangerschaft und zum Beginn der Wechseljahre. In der Prämenopause finden immer weniger Ovulationen statt, was zu einem Progesteronmangel und damit zur Östrogendominanz führt. Die Perimenopause ist durch eine zusätzliche Senkung des Östrogenspiegels geprägt, dennoch kann eine Östrogendominanz vorliegen wenn das Progesteron zu stark erniedrigt ist.

In den fruchtbaren Jahren zwischen Pubertät und Wechseljahren sollte das Verhältnis jedoch ausgeglichen sein. Durch verschiedene Ursachen kann es zu einem Ungleichgewicht kommen.

 

Was kann zu einem Ungleichgewicht der Hormone führen?

 

Es gibt viele Faktoren und Ursachen, die zu einer (relativen) Östrogendominanz führen können.

Hormontherapie zur Verhütung mittels Pille oder Spirale etc.

  • Xenoöstrogene (Weichmacher) in Plastikverpackungen/-flaschen und Kosmetika
  • Östrogene in Nahrungsmitteln wie Fleisch und Milchprodukten und als Rückstände im Trinkwasser
  • Übergewicht bzw. zu hoher Bauchfettanteil
  • Wechseljahre
  • (chronischer) Stress 
  • Mangel an Mikronährstoffen und Co-Faktoren hervorgerufen durch Stress, einseitige Ernährung, Bewegungsmangel
  • Leberfunktionsstörungen bzw. mangelnde Entgiftungsfunktion
  • Nach einer Geburt oder Fehlgeburt
  • Induzierter Schwangerschaftsabbruch
  • Traumata
  • Schilddrüsenstörungen
  • Schäden an den Ovarien zum Beispiel durch wiederkehrende Entzündungen oder Zysten

 

Welche Symptome können dabei auftreten?

 

Dadurch dass sich eine Östrogendominanz durch das Ungleichgewicht zweier absolut essentieller Hormone für den weiblichen Zyklus auszeichnet, ist das Symptombild sehr vielfältig.

Es kann aufgrund dessen zu einer mangelnden Libido mit eventuell trockener Vaginalschleimhaut kommen. 

Aufgrund von Ovarialzysten kann es auch zu Menstruationsstörungen in Form von starken und lange andauernden Blutungen kommen. Ovarialzysten können auch durch Hormontherapien entstehen.

Myome können bei einer Östrogendominanz verstärkt auftreten, weil deren Wachstum durch einen hohen Östrogenspiegel begünstigt wird. Myome können je nach Lage und Größe Beschwerden machen oder auch nicht.

Als weiteres Symptom kann eine Mastopathie eventuell mit Knötchenbildung auftreten. Aus ärztlicher Sicht erhöht das das Brustkrebsrisiko.

Kopfschmerzen bis hin zu Migräne können hormonell bedingt rund um die Tage der Menstruationsblutung verstärkt auftreten. Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen, Schlafprobleme wie Einschlafen oder Durchschlafen sowie Schwindelanfälle können weitere neurologische Beschwerden sein.

Eine Östrogendominanz führt recht häufig zu einer indirekten Schilddrüsenunterfunktion, bei der die Schilddrüse normal funktioniert, der TSH-Wert jedoch durch die Östrogendominanz erhöht ist. Die Hormone T3 und T4 liegen dabei im Normbereich, können aber durch den hohen Östrogenspiegel vom Körper nicht richtig verwertet werden. Infolge der Schilddrüsenunterfunktion kann es unter anderem zu einer Gewichtszunahme, Appetitlosigkeit, Obstipation, Müdigkeit, Leistungsminderung und Depression kommen.

Ein hoher Östrogenspiegel hat Einfluss auf den Insulinspiegel und somit auch auf den Blutzucker. Dieser kann manchmal zu hoch, oftmals jedoch erniedrigt sein. Durch diese Schwankungen des Blutzuckerspiegels sind Frauen mit einer unbehandelten Östrogendominanz auf Dauer gefährdet einen Diabetes mellitus zu entwickeln. Hierbei spielt natürlich auch wieder Adipositas eine Rolle, denn adipöse Frauen mit einem Diabetes mellitus können wiederum in eine Östrogendominanz hinein gleiten. Es gibt also einen wesentlichen Zusammenhang zwischen einer schlechten Regulation des Blutzuckerspiegels und Östrogendominanz. 

Stoffwechsel und Kreislaufbedingt kann die Östrogendominanz zu einer Gewichtszunahme durch Fetteinlagerungen und oder Ödemen führen. Außerdem kann es zu kalten Extremitäten (vor allem Hände und Füße), Bluthochdruck, trockener Haut und Schleimhäuten (auch an den Augen, Lungen und im Verdauungstrakt) und Hautausschlägen aufgrund der veränderten Hormonlage kommen.

Psychische Symptome können depressive Verstimmungen, Schlafstörungen, Müdigkeit, Angststörungen, innere Unruhe und Reizbarkeit sein.

Muskel – und Gelenkschmerzen können auftreten, weil eine Östrogendominanz zu einer Versteifung der Gelenkkapseln und des Bindegewebes führen kann. Dadurch sind das Gewebe und die Gelenke weniger elastisch, wodurch sich das Knorpelgewebe der Gelenke schneller abnutzt. Das begünstigt die Entstehung einer Arthrose.

Die hier aufgeführten Symptome der Östrogendominanz decken sich zum Großteil mit denen eines prämenstruellen Syndroms (PMS), welches auch eine Östrogendominanz als Ursache haben kann.

 

Wie wird ein hormonelles Ungleichgewicht diagnostiziert?

 

Die Diagnostik einer Östrogendominanz geschieht aufgrund der von der Patientin beschriebenen Symptome in der Anamnese und einer Labordiagnostik. Dafür schickt die Patientin Speichelproben ins Labor, aus denen die Östradiol- und Progesteronspiegel ermittelt werden.

 

Wie sieht die Therapie aus?

 

In der konventionellen Therapie wird mit Hilfe von Hormongaben versucht ein Ausgleich des Hormonspiegels zu erreichen.

In der Naturheilpraxis ist es ebenfalls unser Ziel das hormonelle Gleichgewicht unserer Patientin wieder her zu stellen. Dafür ist natürlich die Klärung der Ursache beziehungsweise des Auslösers von entscheidender Bedeutung. Eine Therapie sieht deshalb von Frau zu Frau verschieden aus, denn es gilt immer viele Faktoren zu berücksichtigen (Ursache, Symptome, hormonelle Lage etc.).

Ich möchte dennoch einige allgemeine therapeutische Möglichkeiten nennen, die uns speziell zum hormonellen Ausgleich in der Naturheilpraxis zur Verfügung stehen.

Hilfreiche Pflanzen aus der Phytotherapie sind z.B. Yams, Mönchspfeffer, Frauenmantel, Passionsblume, Traubensilberkerze, Nachtkerze und Schafgarbe. Je nach Hormonlage der Frau sollten die richtigen Pflanzen und Mischverhältnisse ausgewählt werden. Die genannten Pflanzen können zum Beispiel als Teemischungen, Fertigpräparate, Tinkturen oder in spagyrischen Mischungen angewendet werden. Unterstützend und begleitend können je nach Symptom auch noch andere Pflanzen hinzugefügt werden.

Bei einer Östrogendominaz können je nach Symptombild und Wesen der Patientin zum Beispiel die homöopathischen Mittel Pulsatilla, Lachesis oder Sepia eingesetzt werden.

Verschiedene manuelle Techniken können eingesetzt werden, um eine Linderung der Symptome zu erreichen, die Ausleitungsorgane anzuregen und einen hormonellen Ausgleich zu fördern. Dies gelingt zum Beispiel über die Therapeutische Frauenmassage, Microkinesitherapie oder verschiedene osteopathische Techniken.

Es sollte auch immer eine gute Ernährungsberatung erfolgen, gerade im Hinblick auf die Gewichtszunahme und Schlafstörungen. Hierbei spielt natürlich auch Stressreduktion, ausreichende Bewegung und die Reduktion möglicher (Umwelt-) Gifte eine große Rolle. In jedem Fall sollten Sie sich bei einem Verdacht auf eine hormonelle Verschiebung in therapeutische Hände begeben.

 

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